Eucharistie feiern – Das letzte Abendmahl
Heute am Gründonnerstag wird es für viele nicht einfach sein, Eucharistie zu feiern in Zeiten des Coronavirus und so der Einsetzung des Letzten Abendmahles zu gedenk-en. Immer wieder werden wir eingeladen kreativ zu sein und neue Formen zu finden für das was wir liebgewonnen haben. Dabei erinnere ich mich Gerne an die vielen Gelegenheiten, die ich hatte an denen ich an ganz verschiedenen Orten und unter oft unvorstellbaren Umständen Eucharistie zu feiern durfte. Aber statt lange zu er-zählen möchte ich mit Bildern und Gebeten einige Anregungen machen, wie wir da einen wunderbaren Schatz in der wahrhaft katholischen, weltweiten Kirche haben.
Es ist das erste Bild, das mir die Idee zu diesem Beitrag gegeben hat. Unsere liebe Mitschwester Josefa Terezie Strettiova, OP aus Prag hat dieses schöne Bild des Letz-ten Abendmahls geschaffen. Sie ist vor einigen Tagen ihrem Krebsleiden erlegen und es ist eines der letzten Bilder, das ich von ihrer Gemeinschaft bekommen habe. Sie hat es in der Tradition der äthiopischen Kirchenmalerei gemalt. Dabei sind die Augen immer besonders betont und wir können sehen wohin sie sich richten. Was Sr Josefa wahrscheinlich so nicht wusste, auch im weltberühmten Abendmahl von Leonardo Da Vinci im Dominikanerkloster in Mailand kann man an den Augen ablesen welcher Apostel da abgebildet ist.
Die zweite Darstellung des Abendmahles hat mir mein Freund und Mitbruder Frei Betto aus Brasilien mitgebracht. Als er es mir schenken wollte und auspackte waren die zerbrechlichen Figuren in zahlreiche Stücke zerbrochen. Seine Enttäuschung, dass der langen Flugreise nicht standgehalten hatten, war riesengross. Ich sagte ihm, lass mir das, ich werde schon einen Weg finden. Und tatsächlich gelang es mir sie alle in Nachtarbeit wieder zusammenleimen. Jetzt steht diese wunderbare Handarbeit bei mir im Zimmer und hat mich schon oft zu Predigtgedanken inspiriert. Von landlosen Bauern im Nordosten Brasiliens geschaffen mit einfachem Lehm der sonst so trock-nen Erde, erinnert mich dieses Abendmahl daran, dass nicht die Orchestermesse im Stephansdom das eigentliche Vorbild ist, von dem Jesus im Johannes-Evangelium spricht: «Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe» (Joh. 13, 15). Sie wissen wie zerbrechlich das hohe Gut der Eucharistie ist, und weil sie wahrscheinlich eher selten Gelegenheit haben dieses Geheimnis zu feiern, begreifen sie es oft besser als wir. Aber sie wissen auch wie wichtig es ist Gemeinschaft zu feiern, damit der Geist Gottes uns Kraft gibt den Kampf fürs Leben und für Gerechtigkeit weiterzuführen. Dazu habe ich erst vor eini-gen Wochen ein eindrückliches Gebet von Dom Helder Camara, ebenfalls aus Brasi-lien wiederentdeckt. Er hat sein ganzes Leben für die Ärmsten der Armen eingesetzt und weiss aus eigener Erfahrung wie sehr Eucharistie und Einsatz für eine gerechtere Welt, vor allem für die Armen zusammenhängen.
Zum Abschluss dieser Reise noch einen Ausschnitt aus einem Gemälde von Arcabas zur Fusswaschung und einem Gebet vom hl. Bischof Oscar A. Romero, das – so finde ich – den wichtigen Bogen zwischen den beiden Geheimnissen des Gründonnerstags, der Eucharistie und der Fusswaschung schlägt. Wir wissen, dass im Johannesevange-lium anstelle der Einsetzung des Abendmahles, die Fusswaschung steht. Aber nicht immer gelingt es uns den tieferen Sinn dieser Eigenheit den Menschen zu deuten. Das Gebet von Bischof Romero, das eigentlich ein Aufruf an uns alle ist, ist ein Aus-schnitt aus einer seiner Sonntagspredigten in der Kathedrale von San Salvador, die über Radio im ganzen Lande zu hören waren. Es ist ein eindringlicher Appell an alle Menschen guten Willens, sich so für alle Menschen, besonders die Armen einzuset-zen wie er es in der Hingabe seines ganzen Lebens getan hat.
«Gesten sagen mehr als Bilder und Worte»
«In den heutigen Lesungen gibt es zwei Gesten: Jesus, der die Füße wäscht. Er, das Haupt wäscht den Seinen, den Geringsten die Füße. Die zweite Geste: Judas, der zu den Feinden geht, zu jenen, die keinen Frieden wollen, um Geld zu nehmen, um ihn zu verraten. Zwei Gesten. Auch heute gibt es zwei Gesten. Die erste von heute: wir alle zusammen – Muslime, Hindus, Katholiken, Kopten, evangelische Christen, Brüder und Schwestern, Kinder des einen Gottes –, die wir in Frieden, integriert leben wol-len. Die andere Geste vor drei Tagen: eine Geste des Krieges, der Zerstörung in einer Stadt Europas, von Menschen, die keinen Frieden wollen. Hinter dieser Geste, wie hinter Judas, standen jedoch andere. Hinter Judas standen jene, die das Geld geben, damit er Jesus ausliefert. Hinter der Geste vor drei Tagen stehen Waffen-fabrikanten, Waffenhändler, die Blut wollen, keinen Frieden und keine Brüderlichkeit.»
Papst Franziskus, Gründonnerstag 24. März 2016
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