Hat die Coronavirus-Epidemie eine religiöse Dimension ?
Heute Mittag hatte unserer Gemeinschaft eine Erfahrung, die für uns sehr ungewöhnlich ist. Wir feierten die Messe hinter verschlossenen Türen.
Der Entscheidung des Bischofs gehorchend, werden wir in der Fastenzeit, Karwoche und an Ostern viele Wochen lang auf diese Weise beten.
Unser Bruder Adrian, ein bekannter Gelehrter des Alten Testaments, hielt eine Predigt vor der Gemeinschaft, während wir allein in unserer Kapelle hinter verschlossenen Türen waren.
Obwohl er sich kurz auf das Evangelium der Zeit bezog, ist die Geschichte des verlorenen Sohnes, Br. Adrian konzentrierte sich besonders auf das Thema, das in aller Munde ist, nämlich die Pandemie.
Gibt es eine spirituelle Bedeutung dieser modernen Geissel? Wenn ja, was ist sie?
Wir haben Pater Adrian gebeten, seine Predigt hier in schriftlicher Form wiederzugeben, damit alle unsere Freunde und die Gläubigen, die wir nicht in unserer Kapelle sehen, von dieser Meditation profitieren können.
In den kommenden Tagen werden wir weitere Anschprachen und Feirern aus unsere Kapelle in das Web stellen. Wir wollen mit all unseren Freunden zusammen sein, zumindest virtuell, und alle begleiten, die in diesen schweren Zeiten das Bedürfnis nach besonderer Unterstützung haben.
Hat die Corona Virus Epidemie eine religiöse Dimension ?
Medien und die Herzen der Menschen sind voll von Nachrichten über die explosionsartige Verbreitung der neuen Virus-Pandemie. Alles wird von dieser Neuigkeit beherrscht. Die medizinische Seite, die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft, die Massnahmen der Behörden in Staat und Kirche sind in aller Mund.
Aber braucht es nicht auch die Frage: welche Botschaft geht von dieser Krankheit in Asien, Europa und Amerika für uns gläubige Christen aus? Will Gott uns mit dieser unerwarteten, schweren Krise unserer Zeit etwas zeigen? Im Licht der Heiligen Schrift scheint es, dass wir sofort zwei Bedeutungen erkennen können. Im biblischen Wort Gottes gibt es nur wenige Begriffe, die häufiger vorkommen als Heil und heilen, retten, erlösen, helfen, bergen, schützen, antworten, hören, befreien, behüten, zuwenden und viele andere ähnliche Ausdrücke in der Bibel. Gott rettet, und die Menschen haben unaufhörlich Schutz und Hilfe nötig. Den Generationen vor uns war das vielleicht mehr bewusst ls uns modernen Menschen, weil sie viel wniger tehnische Mittel und weniger wuit entickelte Wissenschaften zur Verfügung hatten und deshalb viel schneller Aan Grenzen stiessen und sich nicht mehr zu helfen wüsten. Aus Not und Ohnmacht heraus beteten sie und riefen Gott zu Hilfe: “A peste, fame et bello libera nos, Domine“ (Von Epidemien, Kriegen und Hungersnöten befreie uns, o Herr!)
Müssen also auch wir wieder lernen, Gott um Hilfe zu bitten: Herr, rette uns, denn wir gehen unter! Ist es auch für uns gut, an die Hilfe Gottes schlicht und tief u glauben. Auch in solchen Epidemien, wie auch wir sie heute erleben? Das Alte Testament gab Gott den wunderbaren Titel „Arzt Israels“ (Exodus 15,26), und Psalm 203,3 bringt die gläubige Überzeugung zum Ausdruck: „Der Herr heilt alle deine Krankheiten“. Dieser lebendige glaube an Gottes heilende Macht tritt nicht in Konkurrenz zum modernen medizinischen Wissen und Können. Es geht damit Hand in Hand, denn Krankheit und Heilung sind beides Wege, auf denen Gott die ganze Person in ihrer leiblichen und in ihrer seelischen und geistigen Seite zu ihrem Besten anrühren und zu führen kann.
Davon lässt sich niemand überzeugen, der nicht in der Wahrheit und in der Demut steht: die Menschheit ist nicht allmächtig. Doch ist es nicht die Versuchung unserer Zeit zu wähnen, mit allem, was die Menschen entdeckt haben und können, wäre es grundsätzlich möglich, eines Tages alle Probleme der Welt in den Griff zu bekommen? Ist es aber nicht viel wahrer, die nie völlig lösbaren Verwirrungen des Daseins nüchtern zu sehen und die Freude zu entdecken, dass Hilfe entgegenkommt. Es ist nicht selbst bewirkte, sondern geschenkte Hilfe. Sie ist Gabe, Geschenk. Daher richtet Psalm 10,21 eine auf den ersten Blick überraschende Bitte an Gott: „Lege Furcht auf die Menschheit, damit sie verstehen lernt, dass sie nur aus Menschen besteht“. So werden diese vielleicht entdecken, dass sie einen Helfer haben, der sich freut, sie zu retten. Sollen wir nicht auch das aus der Krise der Corona Virus Epidemie lernen?
Pater Adrian Schenker
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