Abendfeier mit Monika Hüppi
Im Rahmen unserer Abendfeier, teilte Schwester Monika (Dominikanerin von Kloster Ilanz) eine Meditation über das Treffen von diese zwei Frauen, die das Göttliche in der Welt gebrachte haben.
Lk 1, 39-45
In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Implus von Schwester Monika Hüppi
Wir stehen am Beginn des Monats Mai, oder auch Marienmonat genannt. Das hat mich dazu bewogen, Maria als Impuls für diese Vesper zu wählen. Maria, die das Wort Gottes in sich trägt und es weiterträgt. Sie, die das menschgewordene Wort gebären wird. Das Wort Gottes, die Frohe Botschaft in die Welt zu bringen, das ist unser ureigenster dominikanischer Auftrag.
Neues Leben muss und will geboren werden. Nichts hält es zurück, es muss ans Licht, es will in die Welt kommen. Der Frühling ist eine Jahreszeit, wo das neue Leben in Fülle spriesst, ein Aufhalten ist nicht möglich. So ist es mit einer guten Nachricht, die uns berührt, die uns wichtig geworden ist, die will mitgeteilt werden.
Das erfährt Maria an sich. Ein Engel verkündet ihr die Schwangerschaft. Dann heisst es, sie habe sich eilends auf den Weg gemacht ins Gebirge zu ihrer Base Elisabeth. Die überraschende Botschaft des Engels lässt sie aus- und aufbrechen. Der Zuspruch „Du wirst empfangen durch die Kraft des Heiligen Geistes“ treibt sie geradezu aus ihrem Alltag heraus. Gott hat sie auf einzigartige Weise in seine Pläne mit den Menschen einbezogen. Und sie ist nun dabei, das Wort, das sie gehört hat, in den Alltag zu tragen.
Nichts konnte sie aufhalten, sie musste aufbrechen mit ihrer guten Botschaft, mit ihrer Hoffnung.
Guter Hoffnung sein – ein alter Ausdruck, der früher gebraucht wurde für schwangere Frauen. Und hier begegnen sich zwei Frauen, beide in guter Hoffnung; zwei Frauen, die neues Leben in sich tragen; zwei Frauen, die eine noch unbekannte Zukunft in sich bergen.
Zwei Frauen, von Gott auserwählt, um Werkzeug zu sein für seine Heilsbotschaft. Elisabeth für den Wegbereiter Johannes und Maria für Gottes Sohn.
Als die beiden Frauen sich begegnen, kommt in Elisabeth etwas in Bewegung. In ihrem Leib bewegt sich das Kind, und in ihrem Geist regen sich Ehrfurcht und Freude. „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ fragt Elisabeth. Elisabeth ist wahrscheinlich die erste Person, die erkennt, dass Maria eine besondere Frau ist, nämlich die Mutter des Herrn. Sie erkennt, welche Stelle Maria in Gottes Plan einnimmt.
Selbst das Kind im Schoss Elisabeths äussert sich, indem es hüpft. Da muss ich immer etwas schmunzeln, wenn ich mir vorstelle, wie das Kind da drin hüpfen soll. Dass sich aber ein Fötus stark bewegt, turnen und stossen kann, das kennen wir. Die medizinische Forschung hat längst entdeckt, dass ein Fötus auf Emotionen und Gefühle, sowie auf das körperliche und psychische Befinden der Mutter reagiert. Ein Beispiel dafür ist die Art der Musik, welche die schwangere Mutter hört. Leichte sanfte Musik tut dem Fötus gut, aber harte, rockige, schrille Töne schrecken ihn auf.
Das Kind im Leib der Elisabeth wurde wohl ganz hineingenommen in die überbordende Freude und in die hochgehenden Emotionen der Mutter. Elisabeth muss das erregte Hüpfen klar und deutlich empfunden haben, damit es über Jahrzehnte in Erinnerung bleiben und aufgezeichnet werden konnte.
Von den Schwingungen, die beim Gruss Marias in Elisabeth ausgelöst wurden, wird nun Maria selbst ergriffen. Während Elisabeth Maria als Mutter des Herrn gepriesen hat, so preist nun Maria den Herrn selbst im Magnifikat.
Hier erfahren wir, was durch zwei einfache Frauen geschehen ist, wie sie beide diesem Plan Gottes zustimmen und darin mitwirken. Durch diese Frauen beginnt das Reich Gottes Gestalt anzunehmen unter den Menschen. Das Reich Gottes wird Wirklichkeit auf Erden. Keine Macht und keine Autorität kann es aufhalten. Auch wenn es uns manchmal so scheint. So ist es auch mit einer Geburt, die kann nicht zurückgehalten werden, wenn die Zeit gekommen ist.
Das Reich Gottes will sich auch heute ausbreiten und unter die Menschen kommen. Da sind wir gefordert und gerufen, dieser Geburt beizustehen….
Eine Geburt ist immer mit gewissen Risiken verbunden, denn wie sich alles entwickelt, bleibt ungewiss. Ganz ähnlich verhält es sich, wenn wir vom Wort Gottes sprechen. Wir wissen nie, wie die Hörenden es aufnehmen. Vielleicht müssen wir riskieren, belächelt zu werden. Vielleicht werden wir gar als unglaubwürdig oder heuchlerisch angesehen. Zuviel Verlogenheit und Ungutes hat sich in der Kirche abgespielt. Im Magnifikat singt Maria zu Recht vom anbrechenden Reich, von den Veränderungen, die wir heute ebenfalls ersehnen.
Darum dürfen wir als Dominikaner und Dominikanerinnen, als Christen und Christinnen, es nicht versäumen, am Anbrechen des Reiches Gottes mitzuwirken. Wie die beiden Frauen, Maria und Elisabeth, sollen wir nicht nur mutig, sondern auch demütig werden, um dem neuen Leben, einer neuen Kirche, zur Geburt zu verhelfen.
Der Hl. Dominikus hat es in seiner Zeit an seinem Ort getan. Nun liegt es an uns, diesen Auftrag in die Welt zu bringen und so das Magnifikat ins Heute umzusetzen. Amen.
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