Hl. Dominikus

Er fühlte den Ruf, einen Orden von Predigern zu gründen. Sie sollten in Gemeinschaft leben, die Bibel zur Grundlage ihres Lebens machen, um allen, die es hören wollen, von der befreienden Botschaft zu künden.

Im betrachtenden Gebet vor seinem Herrn und Erlöser erfährt Dominikus die Sendung, das Evangelium zu verkünden. Er bricht auf und verlässt seine Heimat. Er verzichtet auf ein Leben, das ihm Erfüllung schenkt, das kontemplative Gemeinschaftsleben der Chorherren von Osma, und wird Wanderprediger im Süden Frankreichs. Schwestern schliessen sich ihm an und später auch Brüder, die sein Herzensanliegen teilen. Wie er wollen sie durch Wort und Tat das Evangelium, die Botschaft von der Liebe Gottes, zu den Menschen bringen. Gleichzeitig wagen sie das Abenteuer des gemeinsamen Lebens. So findet Dominikus wieder, was er in Osma verlassen hat: eine Gebets- und Lebensgemeinschaft, die aber ganz im Dienst der Verkündigung des Evangeliums steht. Aus den ersten Gemeinschaften wachsen weitere, und es entsteht ein weltweiter Predigerorden.

Durch ihr gemeinsames Leben, durch das Wort der Predigt und durch ihr Dasein für andere Menschen, unter welcher Not diese auch leiden mögen, legen die Brüder und Schwestern des Predigerordens Zeugnis davon ab, dass da ein Gott ist, der aller Menschen Heil will. Das ist ihr eigentlicher Auftrag. Kontemplation und Studium der Heiligen Schrift und der Theologie lassen sie vertraut werden mit dem Gott, dessen Heilsbotschaft sie verkünden. Durch den persönlichen Umgang mit ihnen und das Nachdenken über ihre jeweilige Unheilssituation werden sie mit den Menschen vertraut, denen sie die Heilsbotschaft bringen möchten. Ein einfacher und bescheidener Lebensstil befreit sie von allem, was sie daran hindert, den Notleidenden nahe zu sein. In der gemeinsamen Feier der Liturgie und im persönlichen Gebet finden sie täglich die nötige Kraft für ihre vielfältige Verkündigungsaufgabe.

Dominikus wird um 1170 in Caleruega in Spanien geboren. Nach seinen Studien in Palencia tritt er um 1196 bei den Augustinerchorherren an der Kathedrale von Osma ein. Von 1206 an durchzieht er als armer Wanderprediger die Dörfer und Städte Südfrankreichs. Als Stützpunkt für sein Predigtwerk hat er die 1207 gegründete Frauengemeinschaft von Prouille. In der Stadt Toulouse gründet Dominikus 1215 die erste Predigerbrüdergemeinschaft. Von ihr ausgehend entstehen bald in ganz Europa viele andere Gemeinschaften. 1220 wird in Bologna das erste Generalkapitel des Predigerordens abgehalten. Am 6. August 1221 stirbt Dominikus in dieser Stadt.

Was treibt Dominikus dazu, einen Predigerorden zu gründen? Am Anfang steht seine ausgeprägte Feinfühligkeit und Offenheit für Gott und seine Mitmenschen. Dominikus lässt sich ergreifen von der Botschaft von dem Gott, der allen Menschen seine Barmherzigkeit schenken möchte. Ebenso lässt er sich ergreifen von der leiblichen und seelischen Not, unter der andere Menschen zu leiden haben. Wie Jesus, der uns Gottes Barmherzigkeit und Menschenliebe offenbart, lässt sich Dominikus Leiden und Not seiner Mitmenschen so sehr zu Herzen gehen, dass er sie zu seiner eigenen macht. «Guter Gott, was soll aus den Sündern werden?», fleht er in seinem Gebet: Was soll aus den Menschen werden, die von Gottes Barmherzigkeit nichts wissen, weil sie sie nie erfahren haben? Sein Gebet wird ihm Auftrag und Sendung. Wie Jesus und die von ihm zur Predigt der Frohbotschaft ausgesandten Apostel macht sich Dominikus auf die Suche nach den «Verlorenen», um ihnen die Botschaft von Gottes Liebe zu bringen, sie ihnen erfahrbar zu machen.